Wenn ich mir über die Kunst des Verwertens Gedanken mache, muss ich zunächst den Begriff Wert definieren. Ich verstehe darunter, aus etwas einen Wert schaffen und diesen zu verwerten. Wertvoll ist, was einer Hochschätzung würdig ist. Ein Wert hat eine positive Qualität am Sein: ganz gleich, ob es materielle oder ideelle Werte sind. Ein Wert ist auch ein Gut. Gut sein ist ein Wert.
Will ich Menschen fragen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie haben, so kommen in der Regel relativ dürftige Antworten. Die meisten sind sich gar nicht ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse bewusst, die andere Menschen nicht haben. Vieles ist ihnen nicht bewusst, weil es für sie selbstverständlich ist und folglich schätzen sie dies auch nicht als positiv ein.
Ein Beispiel: Schwimmen können, Radfahren, Nähen, Stricken, Kochen, Backen oder ähnliches. Mit der Fähigkeit schwimmen zu können, kann jemand beispielsweise einem Menschen das Leben retten, Auch das Auto-, Lastwagen- oder Motorradfahren wird nicht als Besonderheit gesehen. Diese Menschen hätten eigentlich Grund, sich reicher zu fühlen als sie es tun. Denn mit allen genannten Fähigkeiten kann man vielen Menschen nützen und sie zusätzlich materiell verwerten. Auch im beruflichen Bereich werden Fertigkeiten wie arbeiten mit verschiedenen PC-Programmen geschätzt uns nicht als „Können” erkannt und entsprechend nicht als eigene Leistung geschätzt.
Viele kommen gar nicht auf die Idee, einmal gründlich aufzulisten, was sie alles an Fähigkeiten, Kenntnissen und Wissen besitzen und wie man dies am besten verwerten könnte. Sie stellen sich dieser Aufgabe nicht.
Dies liegt wohl vor allem daran, dass die Schulen zwar viel Wissen vermitteln, aber niemandem beibringen, dieses zu verwerten. Wer aber nicht weiß, wie er sich oder seine Fähigkeiten verwerten könnte, der muss sich von anderen verwerten lassen. Eine umfassende Liste der eigenen Kenntnisse, der eigenen Fähigkeiten und des Wissens ist der Ausgangspunkt für die eigene Verwertung und für die Kunst des Verwertens.
Wenn ich mich „verwerten” möchte, dann muss ich mir nicht nur über alle meine Fähigkeiten und Kenntnisse im Klaren sein, sondern sie sollten auch kritisch untersucht werden, wo noch keine optimale Verwertung erfolgt.
Die Kunst des Verwertens besteht nicht nur darin, sich sein Können und die eigenen Fähigkeiten bewusst zu machen, sondern vor allem auch die Frage zu beantworten: Wozu bin ich begabt? Welche Begabungen könnte ich wie und wo verwerten. Und sie dann möglichst mehrfach zu verwerten.
Nehmen Sie zum Beispiel einen gelungenen Vortrag. Gibt es für ihn nicht mehr Einsatzmöglichkeiten? Könnte man ihn vielleicht als Druckwerk vervielfältigen? Eine neue Spielzeugerfindung kann man nur für sein Kind nutzen, man kann sie aber auch millionenfach anderen Kindern anbieten. Es gilt also, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Viele Menschen arbeiten in einem nicht sehr geliebten Beruf. Aber sie besitzen als Hobby hervorragende Fähigkeiten und Kenntnisse auf bestimmten Gebieten.
Die Kunst des Verwertens wäre hier, diese geliebten Tätigkeiten so zu verwerten, dass damit die Existenz gemanagt werden kann. Aufgaben, die Freude machen und lustvoll übernommen werden, würden dann nicht nur die Existenz sichern, sondern auch zum Wohlbefinden, zur Gesundheit und zur eigenen Entfaltung beitragen.
Die Kunst des Verwertens heißt, Begabungen sinnvoll, bestmöglich, alternativ und mehrfach zu verwerten. Ferner gehört zur Kunst des Verwertens, das, was ich verwerten möchte, durch einen gut durchdachten Plan vorzubereiten. Hier heißt es. alle Hindernisse, die der Verwertung der Begabung im Wege stehen, auszuräumen und zu kompensieren. Vor allem aber muss der Wunsch stark sein die Leistung oder das Ziel zu erbringen.
Um diesem Ziel treu bleiben zu können, nutzen keine Tricks, wenn es keine Aufgabe von Wert wäre. Vor allem also gehört zur Kunst des Verwertens, dass die Aufgabe einen Sinn hat, das sie einer großen Zahl von Menschen nützlich ist, dass sie niemanden schädigt, dass ich sie mit dem besten ganzheitlichen Gewissen auch durchführen kann. Die Aufgabe sollte dem qualitativen Gedeihen dienen.
Die Kunst des Verwertens heißt sicher auch, sich selbst zu verwerten. Dr. Großmann schreibt in seinem Buch “Sich selbst rationalisieren”: “Die Menschen, die nur nach Tarif bezahlt werden, – die ihre Leistungen nicht selbst verwerten, sondern sie von anderen verwerten lassen, das sind Menschen, die den Wunsch, anderen Nutzen zu bieten, andere zu erfreuen, andere zu beglücken, – die diesen Wunsch aus Leidenschaft in dieser Form gar nicht kennen.”
Sie kennen das Sprichwort: „Am erfolgreichsten ist der Erfolgreiche.” Die Kunst des Verwertens besteht auch darin, Erfolge zu verwerten, nicht mit dem Erfolg zufrieden zu sein, sondern bewusst und gezielt den Erfolg selbst zu verwerten. Auch das geht nicht ohne Konzept oder Plan!
Meister in der Kunst des Verwertens werden auch immer offen sein für Anregungen, die sie dann verwerten. Anregungen liegen geradezu in der Luft! Der Könner wird sie überall finden. Aber er wird nicht achtlos an ihnen vorübergehen, er wird sich bücken, sie sorgsam aufheben, sie einordnen und zu gegebener Zeit sinnvoll verwerten,
Um erfolgreich die Kunst des Verwertens anzuwenden bleibt nicht aus, alles, was kraftzehrend wäre, was mich behindert, ebenfalls zu überkompensieren. Es ist legitim bei der Kunst des Verwertens an eine angemessene Ernte zu denken und diese konkret einzuplanen. Nicht zuletzt gehört zur Kunst des Verwertens eine eigene, gute PR-Arbeit. •