Kennen Sie Ihre beruflichen Ziele?

Können Sie sich ein Schiff vorstellen, das ohne Ziel in See sticht? Das Vorhandensein klarer Ziele ist erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsarbeit und die erfolgreiche Nutzung persönlicher und beruflicher Chancen.

Besser wäre der Ausdruck „Wunschziel”; denn diese Formulierung lässt erkennen, dass es sich um keine rein verstandesmäßigen, das heißt in der Rege] ehrgeizige „Willensziele” handelt, sondern um Ziele, die aus dem Innersten eines Menschen herausdrängen. Was man mit Leib und Seele herbeisehnt und was der Befriedigung der natürlichen menschlichen Bedürfnisse dient, stellt für jeden Menschen eine wirksamere Antriebskraft dar als jedes ehrgeizige Verstandesziel.

Nichts ist für einen Menschen notwendiger als das Können, jede Gefahr, jede Schwierigkeit, jede Not zu meistern ist die Notwende-Fähigkeit das wertvollste und höchste.

„Der Mensch ist das leibliche Abbild der Wunschbilder seiner Seele” (Großmann, Welt der Könner, S. 170). Zur Arbeit an der Erfüllung von Verstandeszielen muss man sich zwingen. Die Arbeit an der Erfüllung der innigsten Wünsche bereitet dagegen Freude, ist ein Genuss.

Es ist wichtig, die Zielvorstellungen möglichst klar, konkret und linsenscharf mit Worten zu beschreiben. Jedes Wort sollte eine ganz bestimmte Vorstellung auslösen. Bei dieser Zielformulierung kommt es darüber hinaus auf eine positive, begeisternde Beschreibung des erstrebten Ergebnisses an.

Was wollen Sie erreichen?

Welche Werte, welchen Nutzen, welche Förderung, welche Hilfe wollen Sie (wem) bieten?

Was ist Ihnen die Durchführung der Aufgabe wert?

Formulieren Sie abschließend und zusammengefasst die Wunschvorstellungen positiv, begeisternd, in froh beschwingter Stimmung.

Wie kommen Sie an Ihre Ziele?

Spätestens am Jahresende gilt es, seine Ziele zu überprüfen, die weiteren Schritte neu zu überdenken. Wir gehen hierbei am besten von den Ergebnissen der neu überarbeiteten Grund und Berufsanalyse (Besitana), aus, aus der wir zusammengefasst, das heißt aufgelistet, die Verwandlungsziele evtl. Mängel, unsere Wünsche und unbefriedigten Bedürfnisse, unsere Chancen und deren Verwertungsmöglichkeiten ab­lesen können.

Entscheiden Sie sich für Ihr nächstes Ziel.

Sie werden nun sehen, dass sich Ihnen auch im beruflichen Bereich eine ganze Reihe von Aufgaben und Zielen stellen. Aber nur dann, wenn Sie Ihr Tun auf ein Ziel konzentrieren, werden Sie dieses Ziel auch erreichen. Sie kommen nicht umhin, Ihre Ziele kritisch unter die Lupe zu nehmen, zu selektieren, Prioritäten festzusetzen. Dafür gibt es verschiedene bewährte Methoden. Zum Beispiel:

Methode A

  1. Schritt: Schreiben Sie jedes Ziel auf zwei DIN A 4 Blätter und legen Sie jedes Blatt auf einen Stapel;
  2. Schritt: Überprüfen Sie jedes Ziel auf folgende Kriterien und notieren Sie die Ergebnisse auf den Blättern:

Stapel 1

Welchen Vorteil habe ich von der Zielerreichung?

Warum ist das Ziel für mich wichtig? Wem nutzt die Zielerreichung?

In welchem Zeitraum sollte das Ziel verwirklicht werden?

Wer kann mir bei der Zielerreichung helfen?

Stapel 2

Welche Nachteile ergeben sich für mich, wenn ich das Ziel nicht erreiche?

Wer oder was könnte mich an der Zielerreichung hindern?

Wem würde welcher Nachteil oder Schaden entstehen, wenn das Ziel nicht erreicht wird?

  1. Schritt: Legen Sie nun die Blätter nebeneinander und vergleichen Sie Ihre Ausarbeitung!

Sind Sie immer noch an der Erreichung der verschiedenen Ziele interessiert? Notieren Sie weiter auf den entsprechenden Blättern:

Wen oder was brauchen Sie, um das Ziel zu erreichen?

Was müssen Sie tun, um das Ziel zu erreichen?

Unter welchen Umständen sind Sie bereit, das zu tun?

Welcher Konsumverzicht würde Ihnen durch die Arbeit an der Zielerreichung abverlangt? Wären Sie bereit, diesen auf sich zu nehmen?

  1. Schritt: Vergleichen sie alle Ziele miteinander und sortieren Sie
  • die uninteressant gewordenen Ziele aus,
  • die verbleibenden Ziele nach dem Zeitpunkt bis wann sie realisiert werden müssen, das heißt:
    • nach zeitlich ungebundenen Zielen,
    • nach langfristigen Zielen,
    • nach mittelfristigen Zielen,
    • nach kurzfristigen Zielen.

Welche Ziele sind nach Maßgabe Ihrer Möglichkeiten jetzt noch interessant? Sortieren Sie die Ziele nach dem gebotenen Nutzen, den gebotenen Werten etc. und entscheiden Sie sich nun für eines dieser Ziele.

Methode B

Erstellen Sie eine Liste Ihrer Ziele und bewerten Sie diese Ziele nach den genannten Kriterien:

  • Mein geschätzter Zeitaufwand für Tage, Wochen, Monate
  • Mein erwarteter finanzieller Ertrag
  • 1 Entspricht meiner ganzheitlichen Lebensbetrachtung
  • 2 Sie dient der Erfüllung meines Lebenswunschbildes
  • 3 Sie ist für mich eine lebenswichtige Aufgabe
  • 4 Sie dient verstandesmäßigen Zielen
  • 5 Sie bietet hohe Werte und Nutzen
  • 6 Sie dient der materiellen Existenzbewältigung
  • 7 Sie dient der Lösung meiner Mängel und Probleme
  • 8 Sie dient der Förderung meiner Partner und Freunde
  • 9 Sie Dient der Weiterentwicklung meines Lebensraumes

Für die Bewertung gilt:

  • Für mich handelt es sich um eine wichtige wertvolle Aufgabe
  • Es ist für mich eine dringende Aufgabe
  • Es handelt sich um eine aussichtsreiche Aufgabe mit Chancen für die Zukunft
  • Wie weit sind Mitglieder meiner Familie bei der Umsetzung betroffen oder einbezogen?

Am Ende jedes Weges zur Entscheidungsfindung muss die klare Aussage stehen, welches Ziel Sie bis wann realisieren werden. Für die Beurteilungskriterien 1 – 9 helfen Ihnen die nachstehenden zusätzlichen Gedanken:

  1. Ganzheitliche Lebensbetrachtung
    Sie können hier vermerken, ob Sie die jeweilige Aufgabe aus ganzheitlicher Sicht sehen, der Sie sich voll mit Körper, Geist und Seele verschreiben wollen oder nicht.
  2. Erfüllung Ihrer Lebenswünsche
    Wenn die Aufgabenlösung zugleich der Erfüllung Ihrer Lebenswünsche dient, besitzen Sie mit Sicherheit die wirksamste Selbstmotivation.
  3. Lebensrichtige Aufgabe
    Alle Aufgaben sind lebensrichtig, wenn sie Ihrem Gedeihen und Ihrer Entfaltung dienen, wenn Ihnen die Arbeit an der Aufgabenlösung Freude und Spaß macht, sie Ihnen Erfüllung und Befriedigung bringt.
  4. Verstandesmäßige Aufgaben
    Wenn Sie sich nur aus verstandesmäßigen, ehrgeizigen Überlegungen für eine Aufgabe entscheiden, ist das Ihr gutes Recht. Doch denken Sie daran, dass Ihnen diese Aufgabe langfristig möglicherweise nicht bekommt.
  5. Hohe Werte und echter Nutzen
    Eine entsprechende Gegenleistung für die von Ihnen gebotenen Werte und Nutzen werden Sie nur erhalten, wenn diese Werte nicht nur in Ihrer Vorstellung bestehen. Entscheidend ist, dass die Nutznießer (= Zielgruppe) Ihrer Leistungen deren Wert auch erkennt und finanziell anzuerkennen bereit ist.
  6. Materielle Existenzbewältigung
    Für viele Menschen wird “Geld verdienen” durch das Bieten von Nutzen durch Leistungen ganz oder teilweise zur Befriedigung von Lebensnotwendigkeiten unerlässlich sein. Je üppiger die gebotenen Werte sind (im Sinne von 5), umso höher wird auch die finanzielle Anerkennung dieser Leistungen sein.
  7. Lösungen von Mängeln und Problemen
    (eigenen wie auch solchen Ihres Lebensumfeldes)
    Sie sind die günstigsten Ansatzpunkte für wertvolle Leistungen.
  8. Förderung der Partner und Freunde
    Wer besondere Leistungen bringen will, braucht Förderer und Freunde. Die Förderungsmöglichkeit sollte nicht außer Betracht bleiben.
  9. Weiterentwicklung unseres Lebensraumes
    Wie groß oder klein unser Beitrag hierzu sein mag, so sollte dieser Aspekt doch auch bei der Entscheidung für oder gegen eine Aufgabe angemessen einbezogen werden.

Wertung 1:

Als Konsequenz aus den vorstehenden Kriterien und den möglichen Auswirkungen der Aufgabenlösung für mich und andere ergibt erst die Einbeziehung der nachfolgenden Gesichtspunkte einer hinreichend sicheren Beurteilungsbasis:

  • Die mich am stärksten beanspruchende Aufgabe
    zeitlich, finanziell, kräftemäßig
    Auch wenn Sie im Augenblick, im Vorstadium Ihrer Entscheidung noch nicht völlig übersehen können, was auf Sie zukommt, so werden Sie doch eine gewisse Wichtung der verschiedenen Aufgaben vornehmen können.

Zum Beispiel: Sie sehen als Hauptschüler Ihrer Chance darin, geputzte Hausfassaden anstrichtechnisch zu gestalten beziehungsweise zu restaurieren. Sie müssen dazu erst eine Ausbildung durchlaufen, danach (in Abendkursen) die Meisterprüfung ablegen. Das erfordert für 5-6 Jahre Ihren vollen zeitlichen, körperlichen und geistigen Einsatz.

  • Dringende Aufgaben
    sind in der Regel Aufgaben, deren Lösung bis zu einem bestimmten, vielfach zu frühen Zeitpunkt fertig sein müssen. Hierbei ist es arbeitspsychologisch bedeutsam, ob Sie sich selbst den Termin gesetzt haben oder ob Ihnen der Termin aufgedrängt wurde.
  • Auch Aufgaben,
    die in nächster Zukunft gelöst werden sollten, das heißt bevor andere die gleiche Idee realisiert haben, sind als dringende Aufgabe anzusehen.
  • Zum Beispiel:
    Sie haben die Chance, einen Großauftrag der Bundesbahn zu erhalten, wenn es Ihnen gelingt, ein bestimmtes Korrosionsschutzsystem für einen bestimmten Bedarf zu entwickeln und bis zum Tag X anzubieten.
  • Wichtige, wertvolle Aufgaben
    dienen in der Regel der Verwirklichung langfristiger Ziele von besonderem Wert.
    Zum Beispiel: Sie haben die Idee, alte Menschen eine sinnvolle Aufgabe, etwa im Bereich Umweltpflege etc., durchführen zu lassen und ihnen dafür eine schöne Unterkunft mit Pflege bis an das Lebensende zu ermöglichen.
  • Aussichtsreiche Aufgaben
    sind immer Aufgaben, bei denen die Chancen des Augenblicks, einer besonderen Situation oder die Beseitigung einer gravierenden Not genutzt werden sollten. Es kann sich dabei um dringende wie auch wichtige oder mich stark beanspruchende Aufgaben handeln. In der Regel werden wichtige und wertvolle Aufgaben auch aussichtsreiche Aufgaben sein.
    Zum Beispiel: In einer Zeit konjunktureller Flaute in der Baubranche haben Sie Ihre Chance darin erkannt, ein Unternehmen aufzubauen, das alle Arbeiten im Bereich der Althaussanierung und -modernisierung in einer Hand auszuführen vermag. Oder Sie haben zum Beispiel den Wunsch, in einer Gemeinde einen Bioladen für gesunde Lebensmittel, Bekleidung, Baustoffe zu eröffnen. Im Ort selbst und im Einzugsbereich der Gemeinde gibt es noch keine vergleichbare Einrichtung.
  • Chancen in der Zukunft
    Wer das Wirtschaftsgeschehen beobachtet, wird relativ leicht herausfinden, welche Branchen auch in Zukunft noch eine Existenzberechtigung haben und welche nicht.
    Branchen, die schon heute von Subventionen leben, wie alles, was zum Beispiel mit Kohle und Stahl zusammenhängt, sind sicher nicht zukunftsträchtig. Wer heute noch Buchhalter im konventionellen Sinn werden möchte, weil ihm die Durchschreibebuchhaltung, das Führen eines Journals etc. Spaß macht, liegt sicher bald auf der Straße. Auf der anderen Seite werden besondere Dienstleistungen, die heute keiner mehr erbringen möchte, wie eine menschenbezogene Informatik, Computertechnik oder humane Managementsysteme etc. sicher auch in Zukunft große Entwicklungschancen haben.

Wertung 2:

Eine Entscheidung wird umso leichter fallen,

  • je klarer und konkreter man sich die einzelnen Möglichkeiten und das Ergebnis seiner Bemühungen, seines Werte- und Nutzenbietens vor seinem geistigen Auge sieht.
  • je stärker man von den Bedingungen von seiner Situation zu einer Entscheidung gedrängt wird. Je entschlossener man bereit ist, die „Wende“ in seinem Leben herbeizuführen, je mehr man bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen.
  • wenn man sich einen Termin für eine Entscheidung setzt und sich von seinem Partner, Kindern oder anderen kontrollieren lässt. Das ist richtig, denn die Neigung, Entscheidungen hinauszuschieben, „etwas morgen zu tun“ statt heute, gehört zu den am weitesten verbreiteten menschlichen Schwächen, die fast jeder zu überwinden hat.
  • je mehr man von der Richtigkeit seine Entscheidung überzeugt ist.
    Zaudern Selbstzweifel und vorzeitige Kritik durch Außenstehende sind der Tod derartiger Vorhaben. Das Abwägen verschiedener Möglichkeiten, das schriftliche Gegenüberstellen der Vorzüge und Nachteile einer Lösung, gehört dagegen zur unerlässlichen Erfolgsvorbereitung. Wenden Sie dieses Verfahren bei jeder Gelegenheit an. Es hat sich bestens bewährt! Grübeln und spekulieren hilft nie weiter!
    Ganz gleich, für was Sie sich auch entscheiden mögen, es wird immer verstandesmäßige Einwände geben, scheinbar wohlwollende Kritiker und Besserwisser.

Sie haben sich für ein Ziel entschieden. Ergänzen und überarbeiten Sie nun als Konsequenz aus allen bisherigen Überlegungen dieses Ziel und formulieren Sie es neu

  • positiv,
  • begeisternd,,
  • bildhaft,
  • konkret,

Positiv heißt frei von Worten und Begriffen, die in Ihnen negative Emotionen (bewusst oder unbewusst) wecken oder negative Erlebnisbilder, zum Beispiel frühere Misserfolge, reproduzieren. Die gewählten Worte müssen starke Gefühle und Vorstellungen auslösen, die unbewusst zur Zielerreichung drängen.

Begeisternd, um sich – insbesondere bei größeren Aufgaben – immer wieder neu zu begeistern, mit Mut, ja Besessenheit zu erfüllen für die Arbeit an dieser Zielerreichung.

Bildhaft, damit auch das Unterbewusstsein in das Bemühen einbezogen wird.

Konkret, damit Sie exakt erkennen können, was Sie wollen sowie, im Zuge der Nachbereitung, ab und wie weit das Ziel erreicht wurde. Das erfordert eindeutige Zahlen, Daten etc.

Also nicht: Ich steigere den Umsatz des Unternehmens ‑ sondern: Ich steigere bis zum … den Umsatz von Euro … auf Euro …

Ergebnisgerecht, das heißt Absichtserklärungen wie „ich will” oder „ich werde” schließen die tatsächliche Zielerreichung aus. Es kommt darauf an, das erreichte Ergebnis in Worte zu kleiden, wie zum Beispiel „ich habe …” oder „ich steigere …”

Wenn Sie resigniert, verstimmt oder übermüdet sind, dann sollten Sie die Formulierung nicht niederschreiben. Wenn Sie Ihr Ziel euphorisiert sehen, in Ihrer besten Stimmung, dann gilt es, diese Stimmung durch Worte festzuhalten, denn diese Stimmung überträgt sich bei jedem Lesen neu auf Sie!