Kompaß für das Abenteuer Alter

Tätigsein ist ein entscheidender Faktor des Jungbleibens. Beschäftigung wirkt neben der Gesundheitsförderung und dem präventiven Gesundheitsschutz lebensverlängernd. Wer etwas von Bedeutung tut, gewinnt Ansehen und Aufmerksamkeit, aber auch eigene Befriedigung, Erfolgserlebnisse und Glücksgefühle.

Es ist wichtig, sich vor der Beendung der beruflichen Tätigkeit über die Aktivitäten im Ruhestand Gedanken zu machen. Das Erstaunen über die Vielfalt der Möglichkeiten wird groß sein und damit auch die Vorfreude auf eine kreative, erfüllte Zeit. Jeder von uns besitzt Begabungen, die im bisherigen Lebenslauf keine Chance hatten, sich zu entfalten. Es gilt Kräfte freizumachen, verborgene Neigungen in neues Können zu verwandeln.

Die 10. Lebensperiode vom 63. Bis zum 70. Lebensjahr beinhaltet den Ausstieg aus der Berufszeit.

Es ist eine Zeit des Umbruchs. Die körperliche Leistungsfähigkeit lässt nach, Geist und Seele sind im Aufbruch, auf religiöse Fragen werden Antworten gesucht. Dann beginnt die Suche nach Sinn, nach sinnvollen Beschäftigungen. Was sind unsere Aufgaben im Alter? Wie können wir sinnvoll Nutzen bieten? Wie können wir selbstbestimmt leben?

„Beklagen wir nicht das, was wir nicht mehr können, sondern freuen wir uns über das, was wir noch können.”

Alter und Gesundheit

Viele erkennen den Wert der physischen und psychischen Gesundheit oft erst im höheren Alter, wenn es zu spät ist. Es ist wichtig, mit dem Gesundheitszustand methodisch umzugehen, auch um negative Phantasien zu vermeiden, die zu Ängsten und Depressionen führen können. Eine altersgerechte medizinische Prävention ist eine unbedingte Notwendigkeit. Sie dient nicht nur dem Ziel der Lebensverlängerung um jeden Preis, sondern vor allem der Erhöhung der Lebensqualität im Alter.

Wichtig sind Vorsorgeuntersuchungen mit Früherkennungsmöglichkeiten, ständige kritische Beurteilung der Ernährung und der Nahrungsergänzungsmittel sowie Nutzen und Risiken eventueller Medikamente, Beurteilung des physisch-psychischen Gleichgewichts, die tägliche Körperpflege und -hygiene als Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Sie zwingt, sich selbst zu beobachten, seinen eigenen Körper gern zu haben und den Organen für ihre gute Arbeit zu danken.

Erhalten und Erneuern der Lebenskräfte

Wir wollen einen Wunsch in Erfüllung bringen. Dazu setzen wir uns Handlungsziele, erstellen einen Handlungsplan, setzen diesen in die Tat um. Dieses Umsetzen in die Tat erfordert Kraft.

Wir nennen diese Kräfte:

Lebenskraft, Wunschkraft, Erfüllungskraft, Leistungsfähigkeit, Energie

Unser Wissen und unsere Fähigkeiten setzen wir mit unserer Lebenskraft in Handeln um. Unsere angeborene Erfüllungskraft, gekoppelt mit unserer Fähigkeit, neue Kraft zu tanken, bestimmt unsere Leistungsfähigkeit.

Jeder Mensch besitzt ein vorgegebenes „Energievolumen“ zur Erfüllung seines Lebensauftrages. Das bedeutet, der Lebensakku hat ein bestimmtes Fassungsvermögen und muss von Zeit zu Zeit aufgeladen werden. Dieses Nachladen ist für unsere Handlungsfähigkeit von großer Bedeutung. In ihm liegt der Schlüssel für unsere Leistungsfähigkeit.

Im Alter geht das Fassungsvermögen des Akkus zurück, wir ermüden körperlich und geistig schneller und benötigen geeignete Methoden zum Aufladen, damit unsere Willenskraft und auch unser Lebenswille nicht erlöschen. Wir kennen alle das „Burn-Out-Syndrom“. Dieses tritt ein, wenn nicht nachgeladen wird, bevor der Akku defekt ist.

Zum Nachtanken von Lebenskraft gehen wir verschiedene Wege: Wir entspannen unser Nervensystem und unsere Körpersinne. Hierzu benötigen wir wechselnde Tätigkeiten, Sport und Bewegung als Ausgleich und geänderte Randbedingungen bei den wiederkehrenden Tätigkeiten. Lockerungsübungen, Stimulieren der Reflexzonen, Atemübungen, ausreichendes Trinken, gesundes Essen und ausreichender Schlaf sind wichtig.

Dann erneuern wir unsere Lebenskraft von innen heraus. Wir gehen in die Stille und zapfen das geistige Kraftfeld durch Einstieg in die innere Ruhe und durch Meditation an.

Dieses körperliche und geistige Krafttanken wird uns zur lieben Notwendigkeit und Gewohnheit. Dann sind wir fit für neue Taten!

Die Zeit im Alter

„Wir müssen uns im Alter hüten, Zeit zuzubringen, wir müssen uns bemühen, sie zu benutzen!’
(Schopenhauer)

Die Gefahr im Alter ist die Fremdbestimmung. Eine Flut von Informationen strömt auf uns ein, von denen wir das Meiste nicht benötigen und auch nicht verwerten können. Werbung und Konsum versuchen Macht über uns zu gewinnen. Es gilt, die wahren Werte zu erkennen und sie zu nutzen und zu mehren. Dafür müssen wir unsere Zeit verwenden. Zeit ist das Medium unseres Lebens. Ohne Zeit entsteht nichts, wächst nichts, vollendet sich nichts.

Die Zeit ist unser kostbarstes Gut und wird im Alter von Tag zu Tag wertvoller!

Das Problem ist, dass wir unsere Zeit verplempern, weil wir glauben, wir hätten unendlich genug davon. Wir verschwenden sie für unwichtiges Handeln und sagen dann: „Wenn ich im Ruhestand bin, habe ich dann viel Zeit für dieses oder jenes.”

Sind wir erst im Ruhestand, stellen wir fest, dass uns keine Zeit mehr bleibt, etwas wirklich Wertvolles für uns oder andere zu tun. Denn uns fehlt eine sinnvolle Vorbereitung und Planung, die Nichtigkeiten des Altenlebens fressen unsere Zeit auf.

Es gilt, für das Verwenden der Zeit Prioritäten nach Wert, Sinn und Bedeutung zu setzen. Ist das, was ich tun will, für mich wesensgemäß, ist die Zeit dafür reif, und hilft es mir oder anderen geistig-seelisch zu wachsen.

Was hält uns vom rechten Gebrauch der Zeit ab? Unsere Begierden verursachen die Jagd nach Genuss. Die Bequemlichkeit verleitet uns, um wichtige Handlungen, die mit Mühe verbunden sind, einen großen Bogen zu machen. Die Habsucht begrenzt unser Handeln auf die materielle Ebene und verhindert Handeln im Sinne der Nächstenliebe. Der Neid lenkt unseren Blick auf die Erfolgreichen und vermittelt uns das Gefühl einer verirrlichten, eigenen Unfähigkeit und raubt uns die Kraft zu positivem Handeln.

Wir jammern über Pech und Unglück und vergessen, dass wir es meist selbst verursacht haben.

Zu der Vergeudung von Zeit kommt das Problem, Wichtiges gar nicht oder nicht zur rechten Zeit zu erledigen. Nur wenn wir unser Tun nach den Möglichkeiten, Nutzen zu bieten und wohl in die verfügbare Zeit eingeordnet planen, nutzen wir den Augenblick richtig. Vor allem das übermäßige Beschäftigen mit der Vergangenheit raubt uns viel Zeit, die wir für das Bewältigen der Gegenwart und für das Planen der Zukunft benötigen.

Wir müssen im Alter selbst über unsere Zeit bestimmen und Fremdbestimmung vermeiden, die uns Gedanken und Handlungen aufzwingt, die uns nicht wesensgemäß sind.

Die Eigenschaften im Alter

Wir müssen nicht nur Herr über unsere Zeit, sondern auch Herr über unsere Eigenschaften sein.

Zu körperlichen Mängeln bis zur Hinfälligkeit können sich Verbitterung, Einseitigkeit, Engstirnigkeit, Uneinsichtigkeit, Starrheit und Lieblosigkeit gesellen. Altersstarrsinn, gekoppelt mit Geiz, verdichtet sich zur Herzlosigkeit und zur Herrschsucht. Uneinsichtigkeit wird zur Überheblichkeit, wenn nur die eigenen Gedanken Gültigkeit haben und die Wertigkeit anderer gering geschätzt wird.

Wenn wir uns diesen Eigenschaften ausliefern ist dies der Beginn des Abbaus von positiven Emotionen, die für unseren Lebensmut und unsere Handlungsfreude wichtig sind.

Es gilt, fürs Alter die klassischen Tugenden anzustreben und zu bewahren: wie Freundlichkeit, Bescheidenheit, Wahrhaftigkeit, Gelassenheit, Güte, Toleranz. Der Weg nach Innen und Seelenruhe sind Voraussetzung für Weisheit. Weisheit lehrt uns den subjektiven Umgang mit der Wahrheit und macht uns frei von Eitelkeit und Stolz. Die Liebe zur Weisheit sollten wir mit dem tätigen Leben verbinden. Der ältere Mensch sollte Haltung bewahren, das bedeutet aufrecht, unverklemrnt und frei zu sein. Hierdurch wird Willens- und Lebenskraft gestärkt

Bescheidenheit ist eine Tugend, die Glück mit sich bringt und Voraussetzung für das Loslassen-Können ist. Gelassenheit, die unserem inneren Wesen entspringt, führt uns zu geistig-seelischer Harmonie.

Glücksgefühle werden durch Erfüllung von Wünschen, durch Befriedigung von Bedürfnissen erzeugt. Entscheidend ist die Wertigkeit der Wünsche. Wünsche niedriger Wertigkeit, die aus Begierden entstehen, erzeugen schnell vergängliche Glücksgefühle. Die Erfüllung hochwertiger Wünsche, die Kreativität und Nutzen beinhalten, verursachen anhaltende, aufbauende Empfindungen, die den Glücklichen zu neuem Nutzen bringendem Tun anregen. Glück ist die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn wir morgen Gutes tun oder gut sind, kehrt das Glück gerne bei uns ein.

Die Fähigkeiten im Alter

Freuen wir uns über alles, was wir im Alter können: Das eigene Weltbild ausformen, sich freuen, andere erfreuen, danken, bewerten, bewusster mit der Lebenszeit umgehen, Schönes und Echtes genießen, selbstlos lieben, bei sich selbst einkehren und innehalten, den Stimmen unserer Seele folgen und Wertloses loslassen.

Eine der wichtigsten Fähigkeiten im Alter ist das Loslassen-Können. Einmal werden wir zum Loslassen gezwungen, zum anderen müssen wir selbst loslassen können. Wenn wir zum Beispiel von einem lieb gewonnenen Menschen Abschied nehmen müssen, dann ist Loslassen angesagt, ob wir wollen oder nicht. Diese Abschiede sind Signale des „Loslassens“, wie uns schließlich das Leben selbst loslassen wird. Dieses oft auch unvorbereitete Loslassen-Müssen stürzt uns dann in seelische Krisen, die wir zu bewältigen haben. Andererseits haben wir es mit dem Besitz, der Jagd nach dem Genuss und den Begierden zu tun, die uns nicht loslassen und uns, wie Seneca sagt, vom rechten Gebrauch der Zeit abhalten.

Wir lernen und üben das Loslassen, indem wir uns von Dingen, Handlungen und Menschen trennen, die uns nicht bekömmlich oder nicht notwendig sind. Wir wenden uns den bekömmlichen, wichtigen und wertvollen Menschen, Handlungen und Dingen zu.

Unsere körperlichen Fähigkeiten schwinden von Tag zu Tag. Aber unsere Geist-Seele kann hoffentlich bis zum letzten Atemzug hinzulernen und wachsen.

Der ältere Mensch muss immer die Frische der Jugend in sich fühlen, die ihn zum Tun und zur Kreativität anspornt und ihm das Leben zur Freude gestaltet. Wir genießen den Aufstieg des Alters durch das Wachstum in der Weisheit. Je positiver unsere Einstellung zum Leben und zur Umwelt ist, desto kreativer und nutzenbringender sind wir, und bleiben rüstig und geistig rege. Tätigkeit ist der sicherste Garant langer Rüstigkeit.

Wir bleiben dem Lernen aufgeschlossen und steigern permanent unser Können. So können wir auch im Alter unserem Leben geistigen Glanz und Reichtum bieten. Wir leben selbstbewusst, aktivieren unsere Schöpfungskraft und geben so unserem Leben aus eigener Kraft einen Sinn. In der Reflexion über unsere Lebensleistung gelangen wir zur Selbstbesinnung und Verinnerlichung, Machtstreben und Ehrgeiz gehen zurück, materieller Besitz verliert an Bedeutung. Mängel und Unerreichtes ertragen wir mit Gelassenheit. Wir gelangen zu einer neuen Harmonie, zur Heiterkeit des Alters.

Die Werte im Alter

Im Alter verschiebt sich die Rangfolge der Werte. Was in der Jugend wichtig war, tritt im Alter zurück, andere Werte gewinnen an Bedeutung.

Nach Schopenhauer bestimmt das unseren Wert, was wir in und an uns haben. Gesundheit an Körper, Geist und Seele, ein gefestigter Charakter, ein kluger Kopf, ein ausgeglichenes Temperament, ein heiterer Sinn, alles gewürzt mit Humor sind zu unserem Glück die wichtigsten Elemente. Wir müssen dieses Geschenk hegen und pflegen, mehr als den äußeren Besitz und äußeres Ansehen.

Die Rangordnung der Werte, wie sie sich für uns darstellt, bestimmt unsere innere Ordnung und unseren persönlichen Wert.

Die unabdingbaren, absoluten Werte sind Voraussetzung für die Existenz der übrigen Werte, sie sind Teil der geistigen Welt, so wie die Elemente Teil der materiellen Welt sind. Ohne Werte gibt es keine Rangordnung, ja schlechthin keine Ordnung und somit auch keine Sicherheit im Bewerten. Die Werte sind die Grundelemente, die die Größe und Bedeutung von Seele, Geist und Körper bedingen. Ohne Werte ist die Welt inhaltslos, kann nichts entstehen, kann sich nichts fügen, kann nichts existieren. Bemühen wir uns, die Werte zu erkennen, die uns zum Verwerten anvertraut sind. Nur aus dieser Erkenntnis heraus ergibt sich eine sinnvolle Entfaltung.

Am wertvollsten ist das, was Diebe uns nicht wegnehmen können. Was können sie uns wegnehmen? Geld und materielle Güter können sie uns stehlen, uns um sie betrügen.

Aber können sie uns Liebe, Güte, Freundschaft und Geborgenheit stehlen? Können sie uns Gerechtigkeitssinn und Wahrhaftigkeit stehlen? Können sie uns heitere Gelassenheit und Freundlichkeit stehlen?

Nein ! Dies sind die Werte, die im Herzen geborgen und ein Teil unseres Selbst sind. Liebe, die uns geschenkt wird, zählt zum Wertvollsten, das wir besitzen. Wir können lieben, weil der Schöpfer uns in Liebe erschaffen hat. Diese Liebe belebt uns, regt uns an, beflügelt uns, erfüllt uns mit Glück. Und Glück beflügelt wieder unsere Schaffenskraft, bringt uns auf unserem Weg weiter.

Halten wir uns frei von Leidenschaften, üben wir uns in Genügsamkeit und Bescheidenheit und lassen uns nicht von den Scheinwerten anderer manipulieren. Diese leben nur in der Angst, materielle Werte zu verlieren, in der ständigen Sorge, andere könnten ihnen etwas wegnehmen.

Der Besitz vergänglicher Werte „besitzt” uns, verursacht Angst und Sorge, bindet die Schaffenskraft, lenkt zu Unwichtigem ab, bringt uns ab von unserem Weg zur Erfüllung unserer Lebensaufgabe. Auch unser Körper stellt einen vergänglichen Wert dar, er bedeutet uns viel, ist uns viel wert, aber er ist vergänglich. Die absoluten Werte haben schöpfergewollten, zeitlosen Bestand. Wenn wir sie einmal verinnerlicht haben, bleiben sie uns.

Ein hoher Wert im Alter ist die Familie. Die Familie gibt Geborgenheit, und das soziale Eingebundensein in die Familie überträgt Pflichten und Aufgaben an den älteren Menschen, die für das Funktionieren der Familie von Bedeutung sind. Dadurch gewinnt der ältere Mensch Ansehen und Wichtigkeit in der Familie und auch nach außen. Die Familie ist die erste Quelle für Liebe und Zuneigung.

Ist sie nicht mehr vorhanden, so sollten wir für unsere Nächsten und sie für uns da sein.

Als soziale Wesen benötigen wir ein Mit- und Füreinander, das uns und den Nächsten Sinn stiftet.

Die Ängste im Alter

Angst ist die intensive Vorstellung eines Wertverlustes.

Je höher der vorstellbare Wertverlust ist, umso größer ist die Angst. Je höher der mögliche Verlust, subjektiv betrachtet, umso höher die Angst, die uns erfüllt. Da wir immer Werte bewahren, Werte schaffen, müssen wir zwangsweise immer mit Ängsten leben und mit diesen Ängsten umgehen können. Jeder Wert, mit dem wir zu tun haben, beschert uns eine Angst, ihn zu verlieren. Ängste für Minderwertiges dürfen uns jedoch nicht aufreiben.

Im Alter besteht mehr Zeit zum Nachdenken, zum Grübeln, und der Verlust an Körperlichkeit, der mögliche Verlust geliebter Menschen kann zu einem negativen Denkkreislauf werden. Dazu kommt die Angst, den Lebensstandard, die Lebensqualität zu verlieren, auch ein schmerzlicher Wertverlust.

Die Angst äußert sich in einer seelischen mehr oder minder starken Bedrückung, die sich körperlich auswirkt bis hin zu einer schmerzhaften Beklemmung, Auslösung von Magen- und Herzbeschwerden und Schlafstörungen. Gesteuert werden diese Nervenimpulse über das Sonnengeflecht hin zum Gehirn.

Im Alter fühlt man sich dem Zwang der Gesellschaft mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Die Vielfalt der oft nicht verstandenen Gesetze und Verordnungen überfordert den alten Menschen. Eine übergeordnete Angst in allen Lebensaltem ist die Angst vor der Sinnlosigkeit, d.h., nicht das tun oder erfahren zu können, was dem Leben, dem Handeln einen Sinn gibt.

Die Versagensangst besteht in allen Lebensaltern in mehr oder minder ausgeprägter Form. Im Alter modifiziert sich diese Versagensangst zur Angst, nicht mehr gebraucht zu werden, überflüssig zu sein, den anderen nur noch zur Last zu fallen. Versagensangst erzeugt Dauerstress, hemmt sinnvolles Handeln, erzeugt eine Negativspirale. Diese Negativspirale ist gekennzeichnet durch die Flucht in den Alkohol, in Drogen oder Medikamente, in extensive Bedürfnisbefriedigung.

Angst signalisiert, dass Gefahr droht

Die Ängste sind Bestandteil des gottgewollten Überlebensmechanismus. Nur wenn die Ursache für die Angst, also die Gefahr oder die Bedrohung, beseitigt ist, ist diese Angst nicht mehr vorhanden.

Die Angst, die Liebe eines Menschen zu verlieren, ist eine der stärksten Kräfte, die dazu dienen, die Bindung, die Liebe, die Unversehrtheit des geliebten Menschen zu bewahren.

Es gibt jedoch auch unnötige, übersteigerte und manipulierte Ängste. Für diese Ängste liegen keine direkten Voraussetzungen vor. Die Werbung manipuliert bewusst und gezielt in der Weise, dass dem Zuschauer oder Zuhörer vorgegaukelt wird, dass Liebe, Anerkennung, Sicherheit, Erfolg nur im Zusammenhang mit einem bestimmten Produkt zu erreichen sind oder ohne dieses Produkt oder diese Leistung verloren gehen können. Gerade die älteren Menschen sollten sich der manipulativen Kraft der Werbung bewusst sein.

Die Intensität einer Angst ergibt sich aus der realen Bedrohung und aus der eingebildeten Verstärkung dieser Drohung. Vor allem die eingebildete Verstärkung löst in Wechselwirkung mit einem eingebildeten Unvermögen, der Bedrohung entgehen zu können, das Furchtgefühl in allen Steigerungsformen aus, bis hin zur Panik. Im Zustand der Panik werden wir vom sinnvollen Handeln abgehalten, zum sinnlosen Handeln gedrängt.

Es ist wichtig, dass wir unsere Ängste bestimmten Werten zuordnen und uns fragen, ob die Höhe des Wertes und der Angst in sinnvoller Relation stehen Wir müssen unsere Ängste kennen lernen, wir müssen mit ihnen vertraut werden.

Wir dürfen unsere Ängste nicht als Feinde sehen, sie sind unsere Freunde und helfen uns, das zu beschützen und zu bewahren, was uns viel wert ist!

Erstellen wir eine Liste unserer Ängste, denken in jedem einzelnen Punkt darüber nach, wovor sie uns schützen wollen, welche Werte gefährdet sind. Für die Weite, die durch eine berechtigte Angst gefährdet sind, entwickeln wir Lösungsansätze zu ihrer Erhaltung.

Freuen wir uns auf den Dialog mit unseren Ängsten.

Stimmungs- und Körperpflege im Alter

Die Stimmungspflege ist Balsam für Körper, Geist und Seele.

Sie ist gerade im Alter ein ganz wichtiges Instrument, um selbst freundliche Stimmung zu verbreiten und die Basis für die heitere Gelassenheit zu legen. Die besten Stimmungsreiniger und -verstärker sind freundliche, positive Gedanken, die unseren Herzen Wärme schenken und uns diese Wärme weitergeben lassen.

Positive Stimmung erzeugt Wohlbefinden und Zufriedenheit.

Zusammen mit der Öffnung nach außen, der Zuwendung zum Nächsten und dessen Problemen, schöpfen wir aus unserer positiven Einstellung und unserer positiven Einstimmung neue Lebenskraft. Das Bewusstsein dieser Kraft erfüllt uns mit Mut und Zuversicht, fördert Kreativität und Aktivität, spornt uns zum guten Handeln an, ist der Motor unseres Gelingens. Und das Gelingen erfüllt uns mit Freude und Glück.

„Ich freue mich, dass Du glücklich bist!”

Diese Grundeinstellung müssen wir uns zu Eigen machen. Diese Haltung sensibilisiert uns, Stimmung, Nöte, Ängste unseres Nächsten zu beachten, aber auch an dessen Glück und Freude teilhaben zu können.

Durch die eigene, unerschütterliche lebensbejahende Einstellung gelingt es uns, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Angst und Sorge erfolgreich zu bekämpfen. Damit erzeugen wir bewusst die innere Bereitschaft, positive Stimmung auszusenden. Gerade im Alter müssen wir negative Stimmungen meiden wie die Pest. Sie rauben uns die Lebenskraft und verhindern, dass wir neue Kräfte schöpfen können. Wir geraten in eine Negativspirale.

Die Stimmungs- und die Körperpflege sollten im Alter eine lieb gewonnene Gewohnheit sein. Beides hält den alten Menschen aufrecht und lässt ihn sicher und frei der Umwelt entgegentreten.

Die ordentliche Körperpflege dient auch zur Pflege der guten Stimmung. Ungepflegt kann man sich selbst nicht leiden!

Zum positiven Empfinden und zur positiven Stimmung tragen auch stilvolles Essen und Trinken bei. Das hat mit Völlerei nichts zu tun. Auch wenn jemand allein ist, sollte er diese Ess- und Trinkkultur aufrechterhalten. Wenn wir einmal auf eine Plastikbecher- und Papptellermentalität absacken, dann sind wir schnell verlorene Kellerkinder. Wir dürfen nie unsere Unabhängigkeit verlieren oder sollten sie zumindest so lange als möglich aufrechterhalten. Das alles gehört zu einem Selbstzeremoniell, das unsere Selbstachtung verstärkt.

Im Alter heißt es: Kultur und Ästhetik bewahren!

Die Gewohnheiten im Alter

Die Gewohnheiten haben sowohl einen positiven als auch einen negativen Effekt.

Der positive Effekt:

Gewohnheitsmäßige Tätigkeiten bedürfen keiner geistigen Vorbereitung und Überwachung während der Durchführung, sparen daher Energie und vermeiden Stress. Wenn wir nicht einen beachtlichen Teil unseres Handelns gewohnheitsmäßig abwickeln würden, müssten wir beachtliche zusätzliche Anstrengungen in Kauf nehmen, die uns in der Gesamtheit unseres Tuns hemmen würden. Diese Tatsache ist gerade für ältere Menschen sehr wichtig, da sie mit zunehmendem Alter mit ihrer Energie haushalten müssen und durch das gewohnheitsmäßige Handeln viel Energie eingespart und weniger Stress erzeugt wird.

Der negative Effekt:

Die gewohnheitsmäßigen Tätigkeiten laufen mehr oder minder unbewusst ab, es fehlt also die bewusste Kontrolle. Bei schlechten Gewohnheiten heißt dies, dass wir uns des negativen Verhaltens nicht oder nicht mehr bewusst sind, -ganz gefährlich!! Gewohnheiten sind auch Erlebnistod. Sie reduzieren unsere Aufmerksamkeit, unser bewusstes Erleben und mindern unsere Konzentrationsfähigkeit. Jemand, der eine immer wiederkehrende und daher eintönige Arbeit ausführt, stumpft zwangsläufig ab.

Die körperlichen Gewohnheiten  Sobald der Körper nach Bewegung verlangt, gehört sie zum gewohnheitsmäßigen Verhalten, sie ist zum inneren Bedürfnis geworden. Wir finden die für uns bekömmliche, abwechslungsreiche Ernährung heraus und freuen uns, regelmäßig essen und trinken zu können, und nehmen uns ausreichend Zeit hierfür. Die Körperpflege sollte zum Ritual werden. Wir lassen die ärztliche Vorsorge zur Gewohnheit werden, wir achten auf unser Gewicht, gut sitzende und dem Wetter angepasste Kleidung ist uns selbstverständlich. Wichtig ist ein ausreichender Schlaf, Ruhepausen und regelmäßige Entspannungsübungen. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir sehen, hören, tasten, riechen und schmecken können! Machen wir uns den bewussten Umgang mit unseren Körpersinnen zur Gewohnheit.

Die geistigen Gewohnheiten  Es ist eine bleibende Herausforderung,     sich an methodisches, logisches, analytisches und assoziierendes Denken zu gewöhnen und dies aufrechtzuerhalten. Auch positives Denken sollte eine Gewohnheit sein. Gedanken sind Kräfte und daher sind optimistische Gedanken auch aufbauende Kräfte. Wichtig ist eine logisch gegliederte Wissensablage. Ordnung ist uns wichtige Gewohnheit, ohne Ordnung fühlen wir uns unwohl.

Unsere Konzentrationsfähigkeit und unser Gedächtnis trainieren wir methodisch und permanent. Wir pflegen Kreativität und Phantasie und bleiben neugierig und wissensdurstig. Wir eignen uns permanent Basiswissen an, bleiben immer Lernender und auf der Höhe der Zeit. Wir bemühen uns um Bewusstseinserweiterung und verwerten Gehörtes, Gesehenes, Gelesenes, das uns wesensgemäß ist.

Es sollte eine Denkgewohnheit werden, nach dem Sinn einer nicht alltäglichen Situation zu fragen, nach der Bedeutung von dem, was uns erstmals begegnet.

Wir sind von Grund auf positiv auf unsere Partner eingestellt. So finden wir in jeder Situation das richtige Wort, sind einfühlsam und können zuhören. Wir sehen nicht immer nur unsere Anliegen, sondern auch das, was anderen am Herzen liegt. Wir sind zuverlässig und pünktlich. Wir sind präzise in Wort und Schrift und vermeiden so Missverständnisse und Verletzungen.

Die seelischen Gewohnheiten

Ebenso wie für Körper und Geist können wir uns ein Fühlen und Tun angewöhnen, welches unser Seelenleben fördert. Werde es uns zur lieben Gewohnheit, jeden Tag an einem geeigneten Ort die Stille zu suchen, in uns hineinzuhören, unsere Herzenswünsche, Visionen, Vorahnungen wach werden zu lassen und uns von diesen Inspirationen geleitet zu fühlen. Wir lernen und üben, uns von Gedanken, Handlungen und Menschen zu trennen, die für uns überflüssig, nicht bekömmlich und auch nicht lebensnotwendig sind. Wir wenden uns den bekömmlichen, wichtigen und wertvollen Dingen, Handlungen und Menschen zu. Hüten wir uns vor sorgenvollem und ängstlichem Denken. Unser persönlicher Rhythmus ist in Harmonie mit der uns umgebenden Schwingung. Wir strahlen Friedfertigkeit, Gelassenheit, Freundlichkeit und Humor aus und sind uns dieser Ausstrahlung bewusst. Diese innere Haltung erhält jung und öffnet die Herzen der anderen.

Jeder Dank, den wir geben, bewirkt beim Bedankten eine Freude für die Anerkennung und das Streben, sein Gutes-Tun fortzusetzen. Umgekehrt mindert Undank die Bereitschaft hierzu. Danken ist für uns eine lieb gewonnene Gewohnheit

Die schönste aller liebenswerten Gewohnheiten ist die Liebe selbst. Wir sind erfüllt von der Liebe zum Schöpfer und seiner Schöpfung, die uns in allem Erschaffenen begegnet. Wir lieben Schönheit und Ästhetik, Kunst im weitesten Sinne. Wer ohne willentliche Anstrengung selbstlos lieben kann, lebt gekonnt. Weil der Schöpfer uns liebt, können auch wir lieben, seien es die Mitmenschen, Tiere, die Natur überhaupt, seien es die immateriellen Phänomene wie Erhabenheit, Schönheit und Harmonie in allen Künsten, kurzum alles Gute, Wahre und Schöne.

Es ist lebenswichtig, dass wir mit unseren Gewohnheiten bewusst umgehen können. Es wird meist nicht erkannt, welche Bedeutung die Gewohnheiten auf unser Verhalten haben, auf unser unkontrolliertes Verhalten.

Wir erstellen Listen unserer erwünschten und unerwünschten Gewohnheiten und den gewonnenen Erkenntnissen, wie unsere Gewohnheiten auf die Umwelt wirken.

Die guten Gewohnheiten werden wir pflegen und verstärken, die schlechten auf den Müllhaufen des Lebens werfen.

Vorsorge

Solange man noch geschäftsfähig ist und selbst organisieren kann, sollten die letzten Dinge geregelt werden. Wir neigen dazu, diesen Dingen aus dem Weg zu gehen, weil sie unerwünscht sind, und glauben, dass wir noch viel Zeit dazu haben und es daher nach „hinten” verschieben können. Aber das Ende ist nun einmal unausweichlich und so müssen wir uns nicht nur damit abfinden, sondern ernsthaft damit beschäftigen.

Man wird zum Pflegefall

Es kann bei jedem dazu kommen, dass die körperliche Funktion so weit eingeschränkt ist, dass man Hilfe für die wichtigsten Verrichtungen benötigt.

Sich dies auszumalen, gleicht einem Albtraum. Vor allem heißt der Albtraum: Altenheim.

Hoffen wir nur, dass dieser Albtraum nicht Realität wird. Daher ist es sehr wichtig, sich rechtzeitig Pläne zu machen, was zu tun ist, wenn ein solcher Pflegefall eintritt. Die Randbedingungen können unterschiedlich sein.

Ist ein Lebenspartner oder Partner vorhanden, der Pflegetätigkeit übernehmen kann? Dann kann externe Unterstützung mit einbezogen werden. Die Pflege sollte, soweit irgend möglich, im eigenen Hause bzw. Wohnung stattfinden. Es gilt daher auch zu planen, wie entsprechende Räumlichkeiten umgestaltet werden müssen.

Lebt man allein, so können die Kinder, die nächsten Anverwandten oder Freunde eingeschaltet werden. Auch bei der letzten Möglichkeit, dem Aufenthalt in einem Pflegeheim, ist Vorsorge angesagt. Holen wirr solange wir noch rüstig sind, Informationen über Institutionen unserer Wahl ein und legen für den Betreuungsfall schriftliche Verfügungen an.

Der Tod

„Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.” (Matth. 25,13)

Seien wir froh, dass wir über den Zeitpunkt unseres Todes nichts wissen. Dann können wir so denken, als ob wir ewig lebten, und alles so erledigen, als ob morgen unser letzter Tag wäre. Freuen wir uns über jeden Tag, den wir erleben, mit der Chance, kreativ zu handeln, anderen Liebe schenken zu können und über empfangene Liebe glücklich sein zu können.

Selten kommt der Tod wirklich unerwartet. Meist erleben wir den Abbau durch eine Krankheit und können das Ende in der Ferne sehen. Eine der Stimmen unserer Seele, die Vorahnung, meldet sich zur rechten Zeit.

„Wenn das Leben des Menschen seinen inneren Sinn verloren hat, setzen Vorgänge ein, die das Leben beenden.” (Artur Jores)

Literatur:

Harald Feld, Walter Michel